Wanneer: 11/12/2015 - 18:42
Während die Bezirksvertretung noch über Beschlagnahme der beiden Wohnhäuser in der Zülpicher Str. 290 diskutiert, schaffen die ehemaligen Besetzer*innen des Kartäuserwall nun in Sülz/Lindenthal konkret Wohnraum: Wohnungslose sind bereits eingezogen. Der Wohnraum steht explizit auch Geflüchteten offen.
Heute um 18 Uhr haben circa 100 Aktivisten des Besetzer*innen-Rates die beiden seit über fünf Jahren leerstehenden Gebäude in der Zülpicher Str. 290 besetzt. Ungeachtet der anhaltenden Diskussion in der Bezirksvertretung um eine eventuelle Beschlagnahme der Gebäude haben heute Wohnungslose und Unterstützer*innen Fakten geschaffen und die beiden Gebäude bezogen. „Angesichts des bevorstehenden Winters besteht unmittelbarer Handlungszwang“, so eine Besetzerin.
Eins der Objekte wurde im Mai diesen Jahrs schon mal besetzt, um auf die prekäre Wohnungssituation von Geflüchteten, Wohnungslosen und Studierenden aufmerksam zu machen. In dem Viertel herrscht großer Unmut über den unerträglich langen Leerstand.
„Es ist nicht hinnehmbar, Menschen im Winter in Zelte zu stecken, obwohl hier geeigneter Wohnraum dauerhaft ungenutzt bleibt“, kommentiert Kalle Gerigk (Alle für Kalle).
Die Besetzer*innen stehen sowohl in Kontakt zum Verwalter der Häuser als auch zur Bezirksvertretung. Da die Bezirksvertretung bereits eine Enteignung in Erwägung gezogen hat (siehe Sitzung der Bezirksvertretung Lindenthal vom 7.12.15), sollten Verhandlungen auch im Interesse des Eigentümers liegen.
Das Ziel der Besetzung ist es, dauerhaft günstigen Wohnraum zu schaffen, der auch explizit Geflüchteten offen stehen soll. Das Erdgeschoss eignet sich darüber hinaus als unkommerzieller Treffpunkt für alle.
Die Besetzer*innen laden alle herzlich ein, vorbei zu kommen. Für Samstag 15 Uhr ist ein Nachbarschaftstreffen mit Kaffee und Keksen angesetzt.
Hintergrundinformationen
Im September diesen Jahres wurde bereits das Haus am Kartäuserwall 14 in der Kölner Südstadt besetzt, nachdem die langjährigen Mieter, die Fam. Montag, zwangsgeräumt wurden. Die Besetzung sollte den Abriss von günstigem Wohnraum verhindern. Nach vier Wochen ließen die Eigentümer das Haus inmitten laufender Verhandlungen von der Polizei räumen. Am nächsten Tag wurde das Haus in der Rolshover Straße 98 besetzt, da auch hier die Mieter durch „Eigenbedarfsklage“ vertrieben wurden. Allerdings wurde noch am gleichen Tag geräumt. Seit dem gab es regelmäßige Treffen und Aktionen des Besetzer*innen-Rates, die in die heutige Besetzung mündeten.
Die Besetzer*innen sind erreichbar:
Telefon: 01575/2085873
Facebook: Kartäuserwall-ist-überall
Blog: karti14.noblogs.org
Email: wohnraum@inventati.org